Was das Gärtnern uns über Lebensmittelverschwendung lehrt

Lebensmittel wegzuwerfen tut mir immer richtig weh – und doch passiert es ab und zu.
Mal schmeckt das Essen nur einem aus der Familie und es ist unmöglich, alles vor dem Verderben aufzuessen. Mal hat man viel Frisches eingekauft und is(s)t dann gar nicht so viel zu Hause,…
Du kennst das bestimmt auch.

Dazu kommt noch, dass im Handel unglaubliche Mengen Lebensmittel weggeschmissen werden. Einfach so, weil viel zu viel produziert wird.

Beides führt zu einer Ressourcenverschwendung riesigen Ausmaßes. Schließlich werden für die Lebensmittelproduktion, den Transport und die Zubereitung große Mengen an Ressourcen wie Wasser und CO2 aufgewendet bzw. frei und durch das Wegwerfen der Lebensmittel ebenso.

Lebensmittelverschwendung zu verhindern ist also mehr als ein idealistisches Problem, sondern auch ein Problem in Bezug auf Klima- und Umweltschutz.

Deshalb müssen wir etwas verändern und das Gärtnern kann uns dabei helfen.

Inhalt

WIE MAN LEBENSMITTELVERSCHWENDUNG ZU HAUSE VERMEIDET

Viele Menschen berührt das Thema nicht einmal im geringsten. Weder die Lebensmittelverschwendung zu Hause, noch die im Handel.
Das soll aber gar kein Vorwurf sein. Der Anbau von Obst und Gemüse und die Lebensmittelproduktion sind für die allermeisten Menschen so weit weg – räumlich, inhaltlich, aber vor allem auch emotional. Wie soll man da den Wert von Lebensmitteln begreifen?
1 kg Möhren für 1,99 € helfen dabei jedenfalls nicht.

Ganz abgesehen von den großen Entscheidungen, gibt es viele Möglichkeiten, Lebensmittelverschwendung im Kleinen zu vermeiden: rechtzeitig Reste vom Kochen einfrieren, frische Lebensmittel verarbeiten und haltbarmachen, wenn man sie nicht gleich essen kann oder Lebensmittel verschenken,…
Man muss oft „einfach“ daran denken.

Was bei meinem selbst angebauten Obst und Gemüse sehr gut klappt und für mich selbstverständlich ist, muss ich bei gekauftem Essen noch mehr verinnerlichen.

LEBENSMITTEL UND IHR WERT

Warum es bei meinem selbstangebauten Essen schon funktioniert? Weil ich dem einen besonders hohen Wert beimesse.
Und das ist genau der Knackpunkt: der wahrgenommene Wert der Lebensmittel.

Das Thema Lebensmittel und ihr Wert ist eigentlich absurd auf mehreren Ebenen.

Warum wird das eigene Lebensmittel als wertvoller wahrgenommen als gekaufte?
Hier ist sicherlich die emotionale Bindung (mitfiebern, ob die kleinen Pflanzen keimen, die Schnecken überleben, die Freude bei der Ernte etc.) und die eigene Erfahrung (du hast Arbeit investiert, das Gemüse bewusst in der Hand gehalten,…) der Grund.

Dabei hat das Lebensmittel aus dem Supermarkt beispielsweise eine viel schlechtere CO2-Bilanz, vielleicht hatte ein Tier dafür ein nicht so gutes Leben und so weiter. Müssten wir nicht gerade bei diesen Lebensmitteln alles daran setzen, dass sie „wenigstens“ auch gegessen werden?

Es muss also, wie bei so vielem, tatsächlich an dem emotional wahrgenommenen Wert liegen, der uns zum Handeln motiviert und befähigt. Der Verstand alleine hilft uns da nur ein wenig weiter.

MIT GÄRTNERN GEGEN DIE LEBENSMITTELVERSCHWENDUNG

Wie kommen wir jetzt aus diesem Dilemma?

Vielleicht können wir damit nicht alle Probleme lösen, aber durch das Gemüsegärtnern kann jedeR Einzelne etwas gegen Lebensmittelverschwendung bewirken.
Im ganz Kleinen, indem das eigene Gemüse nicht verschwendet wird, aber auch im Größeren, indem wir durch den eigenen Anbau von Obst und Gemüse viel über den Umgang mit und die Verarbeitung von Lebensmitteln lernen.

Was wir vom Gemüsegärtnern für den Umgang mit Lebensmitteln lernen können:

  • Wie werden Lebensmittel gelagert, damit sie sich möglichst lange halten
  • Wie werden Lebensmittel verarbeitet und haltbar gemacht
  • Lebensmittel herzustellen ist Arbeit
  • Es kostet wertvolle Ressourcen, Lebensmittel herzustellen
  • Lebensmittel sind wertvoll!

Und genau das ist ein Grund, warum es wichtig ist, dass wieder mehr Menschen ans Gemüsegärtnern herangeführt werden.

Dafür ist es auch nicht wichtig, dass jedem ein riesiger Garten zur Verfügung steht. Vielmehr geht es darum, wieder in Kontakt mit dem Ursprung der Lebensmittel zu kommen, zu erleben, wie Lebensmittel hergestellt werden und diesen Prozess begreifbar zu machen. Das gelingt auch schon im Balkonkasten, auf dem Fensterbrett oder beim Urban Gardening und bei der anschließenden Verarbeitung der Ernte.

WAS WIR SONST NOCH TUN KÖNNEN

Gerade als Gemüsegärtnernde (aber auch sonst) können wir noch mehr tun, um so wenig Lebensmittel wie möglich zu verschwenden:

  • Möglichst alle essbaren Teile der Pflanzen essen: z.B. auch Blätter & Stiele von Wurzelgemüsen und Kohlpflanzen
  • Reste weiterverwerten: z.B. aus Gemüseresten Gemüsebrühe oder Würzmischungen zubereiten
  • Überschüsse haltbarmachen und/oder verschenken oder tauschen
  • Reste in den Kreislauf zurückgeben: z.B. durch Kompostieren oder Mulchen

Auch dieser verantwortungsbewusste Umgang mit unserer Ernte gehört zum nachhaltigen und naturnahen Gärtnern dazu.

Da es uns bei unserem selbstangebauten Gemüse wichtiger ist (emotionaler Wert) und uns somit leichter fällt, können wir hier die Gewohnheiten entwickeln, die wir auf alle Lebensmittel anwenden sollten.

Wenn wir dann auch noch durch die Wahl nachhaltiger Bezugsquellen und/oder politisches Engagement Einfluss auf die Praktiken in der Lebensmittelindustrie nehmen, tun wir schon sehr viel für einen verantwortungsbewussteren und nachhaltigeren Umgang mit Lebensmitteln.

Es geht übrigens hier – wie auch sonst – nicht darum, perfekt zu sein und zu handeln. Es geht darum, uns das Problem, aber vor allem auch die Lösungsmöglichkeiten bewusst zu machen. Dadurch sind wir in der Lage in kleinen Schritten, aber dafür umsetzbar und dauerhaft, etwas zu verändern.

Also tragen wir die Begeisterung fürs Gärtnern weiter, teilen unser Wissen und leisten wir unseren Beitrag in unseren Gärten, Küchen und beim Lebensmitteleinkauf.

Das könnte dich auch interessieren

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert