- Oktober 12, 2021
Tu das anstatt den Garten winterfest zu machen (die Natur und dein Hunger werden es dir danken)
Für viele Gärtnernde ist der Oktober die Zeit, um den Garten „winterfest“ zu machen. Das kommt dann einem Einmotten des Gartens, der bis zum nächsten Frühjahr nicht mehr genutzt wird, gleich.
Tatsächlich ist es aber weder sinnvoll, noch nötig den Garten im klassischen Sinne winterfest zu machen.
Häufig bedeutet das nämlich, die Beete leerzuräumen, umzugraben, den Boden nackt liegen zu lassen, rigoros zurückzuschneiden und „aufzuräumen“.
Diese Praxis ist aus mehreren Gründen nicht sinnvoll. Insbesondere wenn wir uns einen naturnahen Garten wünschen, sollten wir anders vorgehen.
Inhalt
WARUM WIR DEN GARTEN NICHT WINTERFEST MACHEN SOLLTEN
Es gibt einige Gründe, warum wir den Garten nicht in der Art, wie oben beschrieben, winterfest machen sollten.
- Nackte Erde ist nie eine gute Idee. Sie neigt zu Verdichtung, Erosion und Beikräuter können sprießen.
- Regelmäßiges Umgraben ist nicht nötig. Außerdem werden beim Umgraben die Erdschichten durcheinander gebracht. Dadurch werden auch die wertvollen Bodenlebewesen, die unter anderem für die Humusproduktion nötig sind, gestört.
- In den Stängeln von Pflanzen können Insekten überwintern. Die Samenstände vieler Pflanzen dienen z.B. Vögeln als Nahrung. Werden alle verblühten Stauden etc. zurückgeschnitten, ist das nicht möglich.
- In einem sehr aufgeräumten Garten finden Wildtiere keinen Unterschlupf und keine Nahrung für den Winter.
DER NATURFREUNDLICHE & PRODUKTIVE GARTEN IM WINTER
Welche Gartenarbeiten sind also im Herbst sinnvoll und wie können wir den Garten gestalten, damit er auch im Winter ein Zufluchtsort für Wildtiere ist und außerdem fruchtbar für den Gemüseanbau bleibt?
- nicht umgraben
- Beete mulchen und/oder bepflanzen (mit Gemüse oder Gründüngung)
- Stauden erst im Frühjahr zurückschneiden, wenn es wieder wärmer ist
- Laub als Mulch liegen lassen, wo möglich oder Beete damit mulchen oder kompostieren
- Laub vom Rasen und von Wegen zusammenharken und Laubhaufen (am besten mit Reisig/Schnittgut) anlegen
- ein Igelhaus bauen (hier findest du eine Anleitung vom NABU für ein sinnvolles Igelhaus)
- Schnittgut von Bäumen z.B. als Totholzhaufen oder -hecke nutzen
- Futter und Wasser für Vögel anbieten (auch hierzu weiterführende Infos vom NABU)

DAS SOLLTEN WIR UNS NICHT ENTGEHEN LASSEN
Es gibt noch weitere Gründe, warum ich gegen dieses Stilllegen des Gartens plädiere.
Ich finde es einfach sehr schade, den Garten nur von März bis Oktober zu nutzen und den Rest des Jahres brach liegen zu lassen.
Ich habe schon häufiger das Argument gehört, man hätte nach der anstrengenden Garten(haupt)saison erstmal keine Lust mehr auf Gartenarbeit und bräuchte über den Winter eine Pause. Außerdem hätte man dann endlich wieder (mehr) Zeit für andere Dinge.
Das kann ich – bei aller Gartenbegeisterung – verstehen. Wirklich. Total!
Das Gute am Gärtnern im Winter ist ja aber genau das folgende: alles wächst, aber sehr langsam. Man kann also immer wieder ernten, muss aber keine großen Ernteschwemmen und Haltbarmach-Marathons befürchten.
Neu einsäen oder pflanzen muss man nichts. Man kann sich einfach aufs Ernten und Essen konzentrieren. Das klingt doch verlockend, oder?
Und zu guter Letzt erspart uns eine naturschonende Wintervorbereitung einiges an Arbeit.
Zunächst im Herbst, weil dann einfach weniger Aufgaben auf einmal anfallen.
Zum anderen im Frühjahr, weil der Boden gut vorbereitet ist. Da er bedeckt oder bepflanzt war, ist er nicht so stark abgekühlt und verdichtet wie nackter Boden. Wenn du im Herbst eine Gründüngung gesät hast und diese im frühen Frühjahr (oberflächlich) einarbeitest, hast du schon viel für die Nährstoffversorgung und die Bodenlebewesen getan.
Du musst zwar noch einige Stauden zurückschneiden, aber das kannst du in Ruhe tun, wenn es wärmer wird.
Den Boden oberflächlich lockern oder reifen Kompost ausbringen, kannst du direkt vor der Aussaat oder Pflanzung. Auch das musst du nicht alles auf einmal machen.
Und einige Pflanzen haben durch die Herbstsaat einfach schon einen tollen Wachstumsvorsprung und ermöglichen dir eine frühere Ernte.
Ganz davon abgesehen, schützt du viele Wildtiere, die in deinem Garten Unterschlupf finden, den ihnen ein aufgeräumter Garten nicht bieten würde. Damit tust du etwas für den Artenschutz, aber auch für deinen Garten. Schließlich sind viele dieser Wildtiere Nützlinge im naturnahen Garten, die für das gesunde Gleichgewicht zu Schädlingen sorgen, oder dir bei der Bestäubung deiner Pflanzen helfen.
Insgesamt lohnt es sich also auf jeden Fall, den Garten auch im Winter naturfreundlich zu gestalten und ihn auch im Winter weiter zu nutzen.


Noch mehr solche einfachen, aber sehr wirkungsvollen Tipps für einen naturnäheren Garten findest du hier.
Wie machst du deinen Garten winterfest? Machst du ganz klassisch alles ordentlich oder darf die Natur ihren Gang gehen?

Hey, ein gelungener Beitrag!
Ich finde, das trifft sogar auf den Balkongarten zu 🙂
Werde heute gleich nochmal ein bißchen Wintergemüse aussäen!
Viel Grüße,
Brigitte
Liebe Brigitte,
da hast du natürlich Recht! Auf dem Balkon lässt sich sicher auch vieles davon umsetzen 🙂
Liebe Grüße,
Hannah