Bei der Frage nach dem besten Saatgut geht es nicht um einen bestimmten Hersteller. Es geht vielmehr um ein paar grundsätzliche Entscheidungen, was dir (in deinem Garten) wichtig ist.
Geht es dir um möglichst gute Erträge, oder sind dir Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit noch wichtiger?

Tatsächlich hat all das Einfluss auf die Frage nach dem richtigen Saatgut für dich.

Saatguttüten im Korb

Zu Beginn sollten wir uns noch einmal klar machen, was Saatgut eigentlich ist. Die Samen enthalten alle Erbinformationen und außerdem die Bau- und Nährstoffe für die ersten Entwicklungsschritte der Pflanze. Die Wahl des Saatguts hat also durchaus erhebliche Auswirkungen auf die Pflanzen, die später daraus entstehen.

Schauen wir uns also an, welche Unterschiede es beim Saatgut gibt.

BIO-SAATGUT ODER KONVENTIONELL?

Die Frage nach Bio- oder konventionellem Saatgut ist eigentlich die Frage, ob du im Allgemeinen Wert auf ökologischen Anbau legst oder nicht. Ökologisch hergestelltes Saatgut zu kaufen und dann deine Pflanzen nicht-bio zu pflegen ergibt eher wenig Sinn.

Umgekehrt ist es natürlich durchaus möglich (und sinnvoll), Pflanzen aus konventionellem Saatgut biologisch anzubauen.

Du musst eben entscheiden, wie wichtig dir die Herkunft der Pflanzensamen ist.

WAS IST BIO-SAATGUT?

Bio-Saatgut wurde von Pflanzen gewonnen, die nach Bio-Richtlinien angebaut wurden. Die Pflanzen wurden also beispielsweise nicht mit synthetischen Stoffen gespritzt oder gedüngt.

Das beantwortet auch die Frage, warum du dich für Bio-Saatgut entscheiden solltest. Wenn dir biologischer Landbau wichtig ist, dann sollte das auch für dein Saatgut gelten. Da geht es schließlich um nichts anderes.
Besondere Vorteile bietet konventionelles Saatgut auch keine.

SAMENFESTES VS F1-SAATGUT

Großen Einfluss auf die spätere Verwendung und deine Art zu gärtnern hat die Wahl zwischen samenfestem oder sog. F1- bzw. Hybridsaatgut. Während aus beiden gesunde Pflanzen mit leckeren Früchten wachsen können, geht es hier um die Gewinnung von eigenem Saatgut.

WAS IST SAMENFESTES SAATGUT?

Samenfestes Saatgut zeichnet sich dadurch aus, dass die Pflanzeneigenschaften über die Generationen hinweg erhalten bleiben. Wenn du also Samen von einer samenfesten Tomate nimmst und wieder einpflanzt, werden die daraus entstehenden Pflanzen und Früchte die gleichen Eigenschaften haben wie die Mutterpflanze.
Deshalb spricht man auch von nachbaufähig oder nachbaufest.

WARUM SAMENFESTES SAATGUT?

Samenfestes Saatgut ist also die Voraussetzung für die eigene Saatgutvermehrung. Warum diese so sinnvoll und ein wichtiger Schritt zum nachhaltigen Gärtnern ist, liest du hier.

Deshalb ist sie auch ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung alter Sorten und im Allgemeinen zum Erhalt der Sortenvielfalt. Außerdem sparst du so die Kosten für jedes Jahr neues Saatgut und bist unabhängiger von den großen Konzernen und dem Markt.

Zudem sind Samen aus deiner Region oder aus deinem Garten besonders gut an die klimatischen Bedingungen vor Ort angepasst. Nimmst du nämlich Saatgut von gesunden, ertragreichen Pflanzen aus deinem Garten, betreibst du dabei auch eine Selektion auf Pflanzen, die mit dem Klima in deinem Garten gut zurecht kommen.

So bleibt dein selbst vermehrtes Saatgut sortenrein

Wenn du wirklich Pflanzen mit den selben Eigenschaften aus deinem Saatgut ziehen willst, solltest du darauf achten, dass sich die Sorten nicht vermischen Man spricht dann davon, dass sich andere Sorten einkreuzen. Im “normalen” Garten passiert das durchaus, wenn du mehrere Sorten eines Gemüses anbaust, z.B. durch die Bestäubung durch Insekten oder auch durch den Wind.

Um das zu verhindern, gibt es einige Tricks, wie z.B. das Einpacken der Blüten in Säckchen und händisches Bestäuben der Blüten einer Sorte mit einem Pinsel.

WAS IST F1-SAATGUT?

F1-Saatgut oder auch Hybrid-Saatgut ist gewissermaßen das Gegenteil von samenfestem Saatgut. Aus den Samen einer F1-Pflanze wachsen Pflanzen mit etwas anderen, nicht genau vorhersagbaren Eigenschaften.

Hybrid-Sorten werden gezielt auf bestimmte Eigenschaften wie Krankheitsresistenz, hohen Ertrag etc. gezüchtet. Sie haben also durchaus ihren Sinn und ihre Berechtigung, nur sind sie eben leider nicht geeignet zur Saatgutgewinnung.

Kleiner Exkurs zur Biologie hinter F1-Saatgut

Die ganz knappe Erklärung ist, dass der Begriff F1 daher kommt, dass diese Pflanzen die F1-Generation (also die Kinder) der sortenreinen Eltern, aus denen sie gezüchtet wurden, sind. Kreuzt man zwei sortenreine Eltern, entstehen diese F1-Hybride, die alle die gleichen Merkmale haben.

Bsp.: Kreuzung des Merkmals Form –> Mutterpflanze 1: Ausprägung der Form: aa, Mutterpflanze 2: Ausprägung der Form: bb

Die Kinder in F1 zeigen also zu 100 % das Merkmal Form in der Ausprägung ab.

Ein bisschen plastischer wird es in diesem Video:

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Warum lässt sich F1-Saatgut nicht vermehren?

Wenn du nicht total fit in Bio bist, beantwortet dir diese Erklärung wahrscheinlich noch nicht, warum sich aus den F1-Hybriden nicht verlässlich Saatgut mit den gleichen Eigenschaften entnehmen lässt.


Auf Grund der Vorgänge bei der Vererbung, haben die Kinder der F1-Generation, also die F2-Generation nicht alle die gleichen Eigenschaften wie ihre Eltern. Da auch hier die Eigenschaftsmerkmale von bestäubter und bestäubender Pflanze zufällig weitergegeben werden, ist es mehr oder weniger eine Überraschung, was bei den Kindern von F1-Hybriden herauskommt.

Die F2-Generation, also die Samen der F1-Hybriden, zeigen das Merkmal mit 25 % in der Ausprägung aa, mit 25 % bb und zu 50 % die gewünschte Ausprägung ab.

Auch hierzu gibt es nochmal ein Video:

Das war jetzt allerdings ein stark vereinfachtes Beispiel.
In echt geht es dabei nicht nur um eine Eigenschaft, sondern um eine komplexe Zusammenstellung von Eigenschaften. Dadurch können sich sehr viele Kombinationsmöglichkeiten ergeben und du kannst wirklich nicht vorhersagen, wie deine Pflanzen, die du aus den Samen von F1-Pflanzen ziehst, werden.
Das ist nicht per se schlimm, aber wenn du Samen nimmst, tust du das ja meist, weil du wieder genau so leckere Früchte oder genau so schöne Blumen bekommen möchtest. Und deshalb sind F1-Hybride nicht geeignet, um sie weiterzuvermehren.

Was ist denn jetzt das beste Saatgut?

Zusammenfassend lässt sich sagen, es gibt also kein „bestes“ Saatgut. Vielmehr musst du für dich entscheiden, was dir wichtig ist:

Das bedeutet übrigens auch, dass nicht alle Bio-Samen auch nachbaufähig sind. Meiner Erfahrung nach sind aber die allermeisten (oder alle?) samenfesten Sorten auch bio.

Ich hoffe, du kannst mit diesen Grundlagen eine gute Entscheidung für dich treffen, die zu dir und deinen Werten passt. Denn darum geht es letztlich ganz oft beim Gärtnern.

P.S.: Wenn du nicht weißt, wo du biologisches samenfestes Saatgut kaufen kannst, schau doch Mal auf meiner Empfehlungsseite. Dort habe ich dir meine liebsten Bezugsquellen verlinkt.

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