Hühner im Garten halten – irgendwann kommt bei vielen GemüsegärtnerInnen der Moment, wo sie mehr oder weniger ernsthaft darüber nachdenken, Hühner in ihren Garten zu holen. Die freundlichen Tiere haben einfach so viele nützliche Eigenschaften, mit denen sie einen Selbstversorgergarten wunderbar unterstützen können (man denke nur an Eier, Dünger, Schnecken).
Deshalb freue ich mich sehr, dass Robert vom Team von Huehner-Ratgeber.de in diesem Artikel über die Grundlagen der Hühnerhaltung im Garten und vor allem auch das Nutzbarmachen von Hühnermist für unseren Gemüsegarten berichtet.
Hühner im Garten: freundliche Gesellen und nützliche Mitarbeiter
Der heutige Trend zur Selbstversorgung aus dem Garten ist nicht wie einst der Not geschuldet. Es ist vielmehr eine Tugend, eine Selbstfindung, eine Entdeckungsreise durch die Jahreszeiten oder ein unterhaltsames Erlebnis. Kräuter und Gemüse anbauen wird zur kreativen Herausforderung, die uns zurück zur Natur führt. Und in der Natur bilden nicht nur die Jahreszeiten einen Kreislauf, es gibt auch den Nährstoffkreislauf, weswegen Hühner im Selbstversorgergarten richtig interessant werden können.
Bei dem Stichwort „Huhn“ denken viele an Eier oder Tierleid. Gerade die Legebatterien und das Kükenschreddern übertreffen jeden Horrorfilm und waren einst normaler Produktionsalltag. Dabei können Hühner mehr, als Eier und Fleisch zu liefern. Es sind gesellige Tiere, die eine eigene Lautsprache und ein komplexes Sozialverhalten pflegen. Demnach dient die sogenannte Hackordnung lediglich als Instrument zur Ordnung. Ohne weitere Streitereien setzt sich die stärkere Henne künftig durch, das spart wertvolle Energie. Solange die Tiere genug Fläche zum Auszuweichen haben, werden sie einander also nicht rupfen.
Es gibt frische Eier und bei richtigen Selbstversorgern auch Fleisch, sowie die Hühner einem eine interessante Gesellschaft im Garten bieten. Ständig ist etwas los, wenn die gefiederten Allesfresser ihre Runden drehen und ihre Menschen genau nach Futtergaben durchmustern. Doch im Selbstversorgergarten sind Hühner zugleich wichtig, um den Nährstoffkreislauf zu schließen. Sie liefern Mist und selbst ihre Federn ließen sich ähnlich wie Schafwolle oder Hornspäne als Dünger verwenden.
Der Hühnerstall im Garten
Hühner wollen nie allein sein. Wenigstens drei Hennen oder ein Hahn und vier bis fünf Hennen sollen es werden. Bei normalgroßen Rassen wäre eine Grundfläche von ein bis zwei m² bereits ausreichend, wenn der Hühnerstall gut eingerichtet wird. Zu einer Seite kommen die erhöhten Hühnerstangen und darunter das Kotbrett, welches sich leicht abkratzen lässt. Darunter und auch zur anderen Seite kann der Scharrraum mit der Einstreu liegen. Diese muss gelegentlich erneuert werden, auch, damit Parasiten und Krankheitskeime aus dem Stall verschwinden.
Hühner kratzen sehr gern im Kompost, sie sollen aber nicht den Kompost für ihren Hühnermist erreichen können. Diesen soll es also an einem anderen Ort im Garten geben. Denn weder die Einstreu, noch der Hühnermist sollen frisch im Gemüsegarten eingebracht werden.
Einstreu im Hühnerstall und Hühnermist im Garten
Die Einstreu besteht beispielsweise aus nicht staubenden Hobelspänen oder Stroh-Pellets. Beide Materialien würden dem Boden erst Nährstoffe entziehen oder zumindest ungünstig auf die Nährstoffversorgung der Pflanzen wirken. Diese organischen Reste müssen also erst schrittweise durch Bakterien, Pilzen und Kleinlebewesen zersetzt werden, um zu einem wertvollen Dünger zu werden.
Werden die zerkleinerten Eierschalen gleichmäßig im Kompost verteilt, hilft das den Kleinlebewesen und später wird zugleich etwas Kalk im Garten aufgetragen. Wer seine Federn ebenfalls kompostieren will, sollte es zuerst vorsichtig versuchen. Eventuell geht es nur mit den Daunen oder die Federn müssten wegen der Federkiele geschreddert werden. Die enthaltenen Nährstoffe werden zumindest denen von Schafwolle oder Hornspänen ähneln.
Sicherlich ließen sich Hobelspäne oder Stroh-Pellets als Mulch-Schicht verwenden, die wie ein flacher Komposthaufen nach und nach zersetzt wird. Aber auch der Hühnermist muss zuerst reifen, bis er nicht mehr so scharf ist. Das gilt im Normalfall für jeden Mist, weswegen Bauern ihren Mist häufig erst einmal als Misthaufen auf dem Feld reifen lassen und im Herbst verteilen. Erst gereifter Mist entfaltet sein volles Potenzial. Auch dann ist es wichtig, die Flächen zu düngen, auf denen die Starkzehrer hinkommen.
Mindestens 6 Monate soll Mist reifen, bevor er auf das Land kommt. Besser ist es, einen A- und B- Komposter aufzustellen und jeweils einen im Frühjahr zu leeren und den anderen noch reifen zu lassen. Wer es eiliger hat, kann jeweils einen im Frühjahr und Herbst leeren.
Tipps für die Hühnerhaltung
In einem richtigen Selbstversorgergarten liegt neben dem sonnenverwöhnten Gemüsegarten auch die durch Obstbäume beschattete Rasenfläche. Gibt es nur eine offene Rasenfläche, wäre diese mit ein paar Sträuchern und Obstgehölzen zu bepflanzen, da Hühner als Fluchttiere Deckung benötigen. Die Bäume wachsen jedoch und sollen später nicht den Gemüsegarten beschatten. Außerdem müssen die Bäume so viel Abstand zueinander haben, dass sie nach dem Auswachsen noch genug Licht auf den Boden lassen. Klassische Apfelbäume oder Süßkirschen erreichen einen Radius von vermutlich vier Metern, Pflaumen- und Birnbäume bleiben etwas schmaler. Am besten ist es, das beim Kauf der gewählten Zuchtsorte direkt zu erfragen. Wer auf den Radius beider Bäume noch zwei Meter draufrechnet, hätte einen guten Pflanzabstand.
Bis ein Obstbaum ausgewachsen ist, vergehen weit über 20 Jahre. Besser ist es, ein paar Sträucher im Bepflanzungsplan zu berücksichtigen. Hühner, die auch Fallobst lieben, mögen verschiedene Beeren, die zugleich Wildvögeln zugutekommen. Hagebutten, Sandorn, Vogelbeeren, Holunder oder auch Johannisbeeren und Himbeeren sind heiß begehrt. Während Obstgehölze zum Boden nur den nackten Stamm haben, bieten die Sträucher einen richtigen Unterschlupf, weswegen auch zum Boden schließende Nadelgehölze begehrt sind. Der Boden darunter bleibt trocken und wird dadurch zum Staubbad für die Gefiederpflege. Auch ein vorstehendes Dach oder eine schräg aufgebockte Dachplatte liefert einen trockenen Bereich, solange das Regenwasser nicht von den Seiten einströmt.
Perfekt ist es, wenn die eingezäunte Weide sich unterteilen lässt und die Hühner 14 Tage zur einen und dann wieder zur anderen Seite rauskommen. Pro Huhn sind 10 m² ein sehr guter Richtwert, mehr ist immer besser. Eine große Freude für die Hühner wäre es, wenn zu beiden Seiten ein Komposter steht, um geeignete Reste aus Küche und Garten zu kompostieren.
Wer kein Nebengebäude umbauen kann, könnte ein altes Gartenhaus erstehen oder direkt einen fertigen Hühnerstall. Wichtig bleibt, dass es ein sicherer Hühnerstall ist, da Fuchs und Marder nachtaktiv und erfinderisch sind. Damit es nicht zu teuer wird, wäre zumindest eine nicht zu große Hühnerrasse gut, die nicht viel fliegt. Dann reicht ein niedriger Zaun und es geht weniger Hühnerfutter durch. Auch wenn Hühner als Allesfresser nicht wählerisch sind, benötigen sie neben dem täglich frischen Wasser auch ihre Futtermischung.
Interessante Hühnerrassen wären Seidenhühner, Zwerg-Orpingtons, Zwerg-Cochins oder Zwerg-Brahmas. Wenn der Auslauf ohnehin nicht viel hergibt, wären auch New Hampshire interessant, die nicht viel suchen, aber sehr gut legen. Dem gegenüber legen Seidenhühner schlecht, sind aber heiß begehrt, um Bruteier auszubrüten. Jede Hühnerrasse bringt schließlich ihre eigenen Eigenschaften und Leistungswerte ein, doch alle Hühner werden dem Futter hinterherrennen und sich über ihren Auslauf freuen.
Wenn du dich (spätestens jetzt) auch für Hühner in deinem Garten interessierst, lies doch gleich im Hühnerratgeber weiter 🙂
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