Saisonal essen wird mit dem allgemeinen Wunsch, nachhaltiger zu leben auch wieder mehr zum Trend.

Dafür, wie viele Vorteile eine saisonale Ernährung bietet, tun es aber immer noch zu wenig Leute – zumindest wenn ich im Supermarkt in die Einkaufswägen schaue.
Ein Grund, den ich immer wieder höre und lese, ist, dass vor allem im Winter Ideen fehlen, was man mit den klassischen Wintergemüsen kochen kann. Außerdem scheinen einige es auch als Einschränkung zu empfinden, nur saisonal essen zu „dürfen“.

Also schauen wir uns an, wie saisonal essen das ganze Jahr über funktionieren kann und warum es gar nicht langweilig ist.

Was heißt saisonale Ernährung eigentlich und (warum) ist saisonal essen besser?

Saisonale Ernährung bedeutet, zum einen das Obst und Gemüse zu essen, das gerade Saison hat. Das heißt, dieses Obst und Gemüse kann bei uns vor Ort angebaut werden – ohne beheizte Gewächshäuser und ohne lange Transporte.

Dadurch ergibt sich schon der erste große Vorteil saisonaler Ernährung: Weil keine Energie zum Beheizen der Gewächshäuser und weniger Treibstoff für den Transport verbraucht werden, ist sie ressourcenschonend und dadurch nachhaltiger. Wenn du dann auch noch die Möglichkeit nutzt, deine regionalen Erzeuger zu unterstützen, wird die Wahl saisonaler Lebensmittel noch wertvoller.

Ein zweiter Aspekt ist, dass saisonale Gemüse reif geerntet werden können, weil sie nicht noch lange Transporte überstehen müssen. Deshalb schmeckt saisonales Obst und Gemüse oft aromatischer (man denke vor allem an Erdbeeren und Tomaten) als importiertes und enthält etwas mehr Nährstoffe.

Saisonal essen im Winter

Im Sommer und Herbst ist es recht einfach, sich saisonal zu ernähren, sind doch zu dieser Zeit fast alle Obst- und Gemüsesorten erntereif.

Im Winter und frühen Frühjahr sieht das schon anders aus. Abgesehen von Kohl und Salaten kann man schließlich nicht viel ernten.
Das macht deutlich, dass saisonal essen mehr sein muss, als das zu essen, was in dem jeweiligen Moment geerntet werden kann. Sonst wäre es ja wirklich keine besonders empfehlenswerte Ernährung.

Vielmehr bedeutet es auch, auf das Obst und Gemüse zurückzugreifen, das gut gelagert werden kann und haltbargemachte Lebensmittel zu essen. Hier lohnt es sich aber genauer hinzusehen.

Die Lagerung von Obst und Gemüse im gewerblichen Bereich ist sehr energieintensiv. Das klassische Beispiel sind die regionalen Äpfel, deren Lagerung im Kühlhaus mehr Energie verbraucht, als den Apfel aus Neuseeland einzufliegen, wenn er dort saisonal geerntet wurde. (eufic, Sind Saisonobst und -gemüse besser für die Umwelt?) Wenn du den Apfel allerdings in deinem Keller lagerst, wo er vielleicht auch ein bisschen schrumpelig werden darf, sieht es wieder anders aus.

Auch bei den Methoden des Haltbarmachens können wir genauer hinsehen. Während Einfrieren die Nährstoffe deutlich besser erhält, kostet es viel mehr Energie als Einkochen. Bei dieser Betrachtung schneidet Fermentieren als Methode des Haltbarmachens, die keine Energie verbraucht (außer deine beim Kneten des Krauts) und gleichzeitig die Vitamine gut erhält also besonders gut ab. Dafür ist eben der Geschmack nicht Jedermanns Sache.

Du siehst, es ist nicht alles schwarz oder weiß. Es geht vielmehr darum, den für dich passenden Weg zu finden.

Saisonal essen ist mehr, als das zu essen, was aktuell geerntet werden kann.

Lagerfähiges Obst und Gemüse

Es gibt eine gut Auswahl an lagerfähigem Obst und Gemüse, die auch noch lange nach ihrer Erntezeit „frisch“ gegessen werden können. Dazu gehören:

Wenn du diese Gemüse selbst anbauen möchtest, achte auf die Sortenbeschreibung. Es gibt bei den meisten dieser Gemüse und Obst Sorten, die besonders gut zur Lagerung geeignet sind und solche, die du eher frisch essen solltest.

So kannst du bei guter Vorratshaltung und ausreichender Ernte auch noch im Winter eine ganze Menge aus dem eigenen Garten essen und dich mit regionalem Obst und Gemüse ernähren.

Wintergemüse Kohl Kartoffeln Pastinaken Möhren

Saisonale Lebensmittel als Chance für mehr Vielfalt auf dem Teller

Wenn du dich mit saisonaler Ernährung beschäftigst, wirst du vermutlich auf einige Gemüse stoßen, die du bisher nicht kanntest oder zumindest noch nicht (regelmäßig) auf deinem Speiseplan hattest.
Häufig sind dies „alte“ Gemüsesorten, die mit der ständigen Verfügbarkeit mediterraner Gemüse etwas in Vergessenheit geraten sind. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht schmecken oder nicht wertvoll für unsere Ernährung sind.

Beispiele sind Kohlrüben, Stielmus (Rübstiel), Melde und evtl. auch Rettich, Herbstrüben usw.

Indem wir diese „neuen“ alten Gemüse wieder entdecken, wieder kreativer in der Küche werden und neues ausprobieren, ergibt sich eine ganz neue Vielfalt beim Essen – auch oder gerade im Winter und Frühjahr.

Ein paar Rezeptideen für saisonales Essen im Herbst und Winter findest du hier.

Lebensmittel haltbar machen

Vielfalt bringt aber nicht nur die neue Gemüseauswahl. Wie schon weiter oben angerissen, bringen auch die unterschiedlichen Techniken des Haltbarmachens vielfältige Möglichkeiten der Zubereitung und neue Geschmacksrichtungen mit sich.

Durch haltbargemachte Lebensmittel, die saisonal geerntet wurden, können wir unseren saisonalen Speiseplan lecker ergänzen. So können wir auch im Winter und Frühling von der wunderbaren Fülle des Sommers und Herbstes zehren.

Techniken zum Haltbarmachen

Lebensmittel lassen sich auf verschiedene Arten haltbar machen. Jede Methode bringt einen anderen Geschmack und unterschiedliche Verwendungsmöglichkeiten mit.

eingekocht
fermentiert
getrocknet

Saisonal ernähren: Genuss statt Verzicht

Mit all diesen Möglichkeiten kommen wir also ziemlich gut auch ohne Importe aus fernen Ländern oder ressourcenintensive Lagerungsmethoden (Äpfel!) mit einer großen Auswahl an Lebensmitteln durch das gesamte Jahr.

Wie so viele der Schritte zum nachhaltigeren Leben, bedeutet also auch die saisonale Ernährung nicht Verzicht, sondern eröffnet uns neue Möglichkeiten (und in diesem Fall Genüsse).

Auserdem geht es auch hier nicht um richtig oder falsch. Ich möchte nur Möglichkeiten aufzeigen, wie wir nachhaltiger leben können.

Kaum jemand wird sich ausschließlich saisonal ernähren. Wir können zum Beispiel bei Rohkost echt schlecht auf Gurke und Paprika verzichten. Bei gekochtem Gemüse fällt.uns das viel leichter.

Vielleicht hast du auch bestimmtes Obst oder Gemüse, auf das du gar nicht verzichten magst oder du möchtest dir zumindest bei jedem Wocheneinkauf eine „Ausnahme“ erlauben?

Es geht ja nicht darum, perfekt zu sein (was auch immer das heißen mag). Eigentlich geht es doch darum, wieder zu lernen, wie saisonal essen für dich funktionieren kann, wie lecker es ist und dass es nicht bloß Verzicht bedeutet.
Mit der Zeit wirst du das richtige Maß für dich finden. Je mehr saisonale Alternativen du ausprobierst und kennenlernst, umso leichter wird es dir vermutlich fallen.

Auch ich bin noch lange nicht an meinem persönlichen Ziel angekommen. Je mehr ich mich aber damit beschäftige, was auch bei einer regionalen und saisonalen Ernährung alles möglich ist, umso mehr freue ich mich darauf, sie mehr und mehr umzusetzen.

Vielleicht möchtest du jetzt auch dein erstes eigenes Gemüse anbauen, um schon bald das ganze Jahr etwas frisch geerntetes Gemüse essen zu können. Oder du bist schon einen Schritt weiter und willst noch mehr Gemüse aus dem eigenen Garten ernten, um im besten Fall auch etwas haltbar zu machen. Denn mit eigenem Obst und Gemüse direkt vom Beet oder Baum schmecken sowohl die frischen Früchte, als auch Eingelagertes und Haltbargemachtes noch viel besser.
Eine gute Alternative für den Anfang und für alle ohne Garten sind übrigens Hofverkäufe, Solawis, Marktgärtner und ähnliches.

Und jetzt guten Appetit und viel Freude beim Ausprobieren all der vielen Möglichkeiten!

Das könnte dich auch interessieren

2 Antworten

  1. Liebe Hannah, gerade bin ich über Deinen neuen Artikel gestolpert. So ein wichtiges Thema! Wie schön, dass Du auch die schwierigen Punkte ansprichst, z.B. könnte ich mir ein Leben ohne Paprika auch nicht vorstellen. Gerade bei den Kindern ist es das Rohkost-Gemüse Nummer 1. Aber Du hast recht: Vielleicht lässt sich hier ein Kompromiss finden. Als Rohkost in die Brotbox okay, aber nicht mehr verkochen. Damit lässt sich der Konsum zumindest reduzieren. Danke für die Idee 🙂

    1. Liebe Antje, danke für deinen Kommentar.
      Es war mal an der Zeit den Artikel wieder „auszugraben“ und ein bisschen zu überarbeiten, damit er wieder entdeckt werden kann 🙂
      Ich probiere da auch noch rum, wie es für uns funktionieren kann. Die Einstellung, jeder kleine Schritt zählt, hilft jedenfalls 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert