Eine pflegeleichte Gartengestaltung, das wünschen wir uns doch alle. Denn seien wir ehrlich, selbst wenn wir das Garteln lieben, ist eben doch immer viel zu wenig Zeit dafür. Bleibt die Frage, wie ein Garten so richtig pflegeleicht wird.

Ich bin der Überzeugung, indem wir mit der Natur gärtnern, anstatt gegen sie. Das gilt nicht nur im Gemüsebeet, sondern auch darüber hinaus. Der Garten als Ganzes ist ein kleines Ökosystem. Wenn wir dieses durch eine naturnahe Bepflanzung und Methoden aus dem naturnahen Gärtnern in ein gesundes Gleichgewicht bringen, profitiert davon automatisch auch unser Gemüsegarten.

Deshalb freue ich mich sehr, dass Antje Müller von EmpowerYourGarden hier auf dem Blog zu Gast ist. Als Blütenpracht-Befürworterin und Natur-Boosterin gibt sie uns 12 wertvolle Tipps, wie wir unseren Garten – auch um die Gemüsebeete herum – so gestalten, dass wir weniger Arbeit haben, es den Nützlingen richtig gut geht und es schlussendlich deshalb auch mit der Gemüseernte gut laufen kann.

In diesem Sinne: Vielen Dank Antje für diesen tollen Gastbeitrag! Und dir viel Freude beim Lesen.


Dein Garten besteht nicht nur aus Gemüsebeeten. Bestimmt gibt es auch noch andere Bereiche: Begrenzungen durch Zäune oder Hecken, Treppen und Wege, einen Rasen, vielleicht Rabatten und andere Blumenbeete?

In diesem Artikel erfährst du, warum es wichtig ist, auch diese Bereiche zu berücksichtigen. Sie sind nicht nur die Grundelemente für die Wohlfühlatmosphäre in deinem Garten, sondern haben auch Einfluss auf deinen Ertrag im Gemüsebeet!

Denn du kannst diese Bereiche deines Gartens bewusst so gestalten, dass sie zu einem gesunden Gartenökosystem beitragen. So kannst du gezielt natürliche Kreisläufe für dich arbeiten lassen und von einer erfolgreichen Ernte profitieren.

Ich habe dir 12 Tipps mitgebracht, wie du mit einfachen Mitteln viele kleine Gartenhelfer anlocken kannst.

Welche kleinen Helfer wünschen wir uns in unserem Garten?

Ein Garten kann Gemüse und Obst liefern und einen wertvollen Beitrag zur Selbstversorgung leisten. Vor allem wenn du deinen Garten als Naturgarten anlegst, haben die Natur und du schon viel gewonnen, wie Hannah in ihrem Beitrag über 5 Gründe für einen Naturgarten zusammenfasst.

Heute möchte ich deinen Blick auf den Garten außerhalb deiner Gemüsebeete und Obstbäume lenken. Die Frage ist: Wie kannst du andere Bereiche deines Gartens optimal gestalten, damit auch deine Ernte davon profitiert?

Dazu müssen wir uns die kleinen, aber wichtigen Gartenhelfer anschauen: die „Bestäuber“ und die – wie ich sie gerne nenne – „Vielfraße“. Konzentrieren wir uns kurz darauf, wer zu welcher Gruppe gehört, bevor wir in die 12 Tipps eintauchen.

Bestäuber

Zu den Bestäubern gehören allerlei Insekten wie z. B. Wildbienen, zu denen auch die Hummeln zählen, Wespen, Motten, Fliegen (Schweb-, Raupen- und Schmeißfliegen), Schmetterlinge, aber auch Käfer.

Sie sind unerlässlich für die Befruchtung. Alle Blühpflanzen ziehen die kleinen Nützlinge an. Daher benötigst du sie auch in deinem Gemüsegarten, denn die Fruchtbildung kommt nicht ohne sie aus. Zucchini, Tomaten, Erbsen, Bohnen oder Obstbäume würden ohne sie keine Früchte entwickeln können.

Hornissenschwebfliege am Teufelsabbiss
Auch Schwebfliegen sind hilfreiche Bestäuber. Diese hier sieht zwar nicht so aus, ist aber auch eine: Hornissenschwebfliege am Teufelsabbiss.

Vielfraße

Tiere wie bestimmte Vogelarten und Igel sind gern gesehene Gäste, denn auf ihrem Speiseplan stehen die bei Gemüseliebenden verhassten Schnecken. Auch Kröten, Frösche und Molche sind zur Schneckenbekämpfung nicht zu unterschätzen. Weitere Schneckenspezialisten sind Eidechsen, Spitzmäuse und Blindschleichen.

Laufkäfer, Glühwürmchen und deren Larven freuen sich über Jungschnecken oder Schneckeneier, Glühwürmchenlarven sind sogar auf Schnecken als Nahrung spezialisiert.

Hornfliegen sind die Allzweckwaffe: Die jungen Larven vieler Hornfliegen fressen zunächst die Schneckeneier, werden dann zu Parasiten und schließlich zu Räubern der Jungschnecken. Aber auch bestimmte Weberknechte und Hundertfüßer dürfen in dieser Aufzählung nicht fehlen.

Weitere schneckenliebende Vielfraße findest du in diesem Beitrag von „Tausend Gärten Tausend Arten“: Glühwürmchen-Larven mögen Schneckeneier.

Ein Erdkrötenpaar auf Wanderung zu einem Gewässer – vielleicht auch in deinem Garten? (Quelle: CC0, via Wikimedia Commons)

Versuche, möglichst viele Lebewesen der hier genannten Gruppen in deinem Garten anzusiedeln. Sie sind ein Zeichen für ein gesundes Gartenökosystem und helfen damit auch deinem Gemüsegarten.

Wie lassen sich die Nützlinge gezielt anlocken?

Hier findest du nun die 12 Ideen, wie du die oben genannten Nützlinge anlocken kannst.

Bestäuber „umwerben“: So gehts

Damit es dir gelingt, die Bestäuber anzulocken, kannst du ein entsprechendes Pflanzenangebot schaffen.

Tipp 1: Achte auf ungefüllte Blüten

Es ist wichtig, dass die Blüten der Pflanzen „ungefüllt“ sind, also die Staubgefäße sichtbar sind. Wenn du an eine Rose denkst, hast du wahrscheinlich das gefüllte Exemplar vor Augen, bei dem die Blüte kugelförmig mit Blütenblättern gefüllt ist. Es gibt aber auch halbgefüllte oder ungefüllte Exemplare. An ihnen haben Insekten eine Chance, Nektar zu finden. Mehr zum Thema findest Du in meinem Artikel Insektenfreundlicher Garten: Wie du mit ungefüllten Blüten Bienen und Schmetterlinge anziehst.

Dahlie mit Holzbiene
Eine blaue Holzbiene auf einer ungefüllten Dahlie.

Tipp 2: Bevorzuge einheimische Pflanzen und maximiere die Vielfalt

Wenn du den Bestäubern wirklich etwas Gutes tun willst, dann achte nicht nur auf ungefüllte Blüten, sondern vor allem auf einheimische Pflanzen. Sie sind für lokale Bestäuber besonders attraktiv. Das geht so weit, dass einzelne Wildbienenarten auf bestimmte Pflanzen spezialisiert sind. Das heißt, sie brauchen genau diese Pflanze, um zu überleben. Du kannst sicher erraten, welche Pflanze die Zaunrüben-Sandbiene (Andrena florea) bevorzugt. 😉

Zanunrüben-Sandbiene an einer Zaunrübe
(Autor: gailhampshire, CC BY 2.0, Bildgröße angepasst, via Wikimedia Commons)

Tipp 3: Schaffe ein 24 Stunden-Blütenangebot

Aber nicht nur Wildbienen machen einen guten Job, auch nachts findet Bestäubung statt! Das zeigt eine aktuelle Studie mit dem Titel „Negative Auswirkungen der Urbanisierung auf tag- und nächtliche Pollentransportnetzwerke“. Sie untersucht die Auswirkungen von Städten auf den Pollenflug und stellt fest, dass ein Viertel der Bestäubung nachts durch Motten erfolgt! Sie fliegen dieselben Pflanzen an wie die Wildbienen, zum Beispiel Obstbäume. Aber sie lieben auch nachtblühende Pflanzen. Besonders beliebt sind zum Beispiel Nachtkerzen, Ross-Minze oder Lichtnelken.

Tipp 4: Achte auf Blütezeiten

Um den Insekten vor allem im Frühjahr und Sommer eine kontinuierliche und reichhaltige Nektarquelle zu bieten, kombiniere Pflanzen mit unterschiedlichen Blütezeiten. Informationen dazu findest du in der Pflanzenbeschreibung im Internet oder auf dem Etikett im Handel. So kannst du sicher sein, dass immer Blüten vorhanden sind, die den Insekten und ihrem Nachwuchs Nahrung bieten. Gegen Ende des Gartenjahres, wenn die wild lebenden Insekten ihre Fortpflanzung abgeschlossen haben, kann das Blütenangebot auch spärlicher ausfallen.

Tipp 5: Lass was übrig!

Lass ruhig ein paar Gemüsepflanzen blühen, die Bestäuber freuen sich. Ernte mit Bedacht. Auch Kräuter sind wahre Insektenmagneten, integriere sie in deine Blumen- und Gemüsebeete und lass sie blühen.

Extra-Tipp: Als Beeteinfassung können Kräuter sogar als natürlicher Pflanzenschutz wirken, denn ungebetene Gäste verschmähen ihre Inhaltsstoffe. Die Hoffnung ist, dass sie so nicht an die leckeren Pflanzen im Beetinneren gelangen. Aber auch hier gilt: Auf einheimische Sorten achten.

Tipp 6: Lasse Pflaster und Wege blühen

Fugen können bepflanzt werden, um ein zusätzliches Pollenangebot zu schaffen. Mit einer maximalen Höhe von 7 cm eignet sich der Rote Sandthymian (Thymus serpyllum ‘Coccineus’) besonders gut. Er ist eine Zuchtsorte einer einheimischen Art und daher zu empfehlen. Weitere heimische Fugenhelden sind der Scharfe Mauerpfeffer (Sedum acre), das Sternmoos (Sagina subulata) und mein schnellwüchsiger Liebling, das Pfennigkraut (Lysimachia nummularia).

Tipp 7: Halte Boden offen

Der Tipp scheint jetzt etwas konträr zum vorherigen zu sein, aber: Halte Fugen auch bewusst frei (regelmäßig Unkraut zupfen)! Besonders wenn Platten oder Steine mit breiten Fugen in ein Sandbett gelegt werden, freuen sich einige Wildbienenarten. Sie legen dort ihre Nistgänge an. Dasselbe gilt für Abbruchkanten: Eine offene Abbruchkante an einer sonnigen, regengeschützten Stelle fördert viele Wildbienenarten, die dort nisten oder Nistmaterial abtransportieren.

Eine Abbruchkante im Garten ist schnell mit einem Spaten angelegt.

Tipp 8: Setze bei der Gründüngung auf heimische Pflanzen

Gründüngung ist ein wichtiges Thema in der Fruchtfolge und zur Bodenverbesserung. Allerdings möchte ich dazu anregen, bei den gängigen Empfehlungen für Gründüngungspflanzen genauer hinzuschauen. Viele dieser Pflanzen bieten zwar ein reiches Nektar- und Pollenangebot, aber auch sie sind in der Regel nicht heimisch. So können z.B. statt des nicht heimischen Inkarnatklees (Trifolium incarnatum) auch heimische Kleearten wie der Echte Steinklee (Melilotus officinalis) oder der Wiesenklee bzw. Rotklee (Trifolium pratense) ausgesät werden. Beispiele für einheimische Gründüngungspflanzen sind in meiner naturaDB-Liste. Das Gleiche gilt für Lückenfüller in deinem Beet. Auch hier kannst du in erster Linie auf heimische Arten setzen, wie zum Beispiel den Blauen Lein (Linum perenne).

Und eine Bitte: Verwende keine Lupinen, auch wenn sie gerne empfohlen werden. Die meisten Lupinenarten sind invasiv, d. h. einmal in der Natur angekommen, mutieren sie dort zu echten Problempflanzen.

So fühlen sich die Vielfraße in deinem Garten wohl

Die Tipps 1-8 schaffen ein abwechslungsreiches Nahrungsangebot für die gefräßigen Helfer. Wie du ihnen darüber hinaus gezielt entgegenkommen kannst, erfährst du in den folgenden 4 Tipps.

Tipp 9: Lasse Ecken wild

Dein Garten muss nicht in jeder Ecke tipptopp aufgeräumt sein. Vielleicht hast du einzelne Ecken, die du schon an „Unkraut“ verloren hast? Kümmere dich nicht darum, sondern „pimpe“ diese „wilden Ecken“ auf, zum Beispiel mit Reisig- und Laubhaufen, in denen die meisten Vielfraße Unterschlupf, Nahrung und Überwinterungsmöglichkeiten finden. Lass dort auch die „Un…“, äh, besser „Wildkräuter“ in Ruhe wachsen. Weitere Ideen und Tipps dazu hat Hannah in ihrem Artikel Unkraut im Garten: besser als sein Ruf zusammengetragen.

Tipp 10: Schirme deinen Garten ab

Wenn du genug Platz in deinem Garten hast, verabschiede dich von Doppelstabmatten und Kirschlorbeerhecken. Mach den großen Wurf und schaffe eine echte Pufferzone um deinen Garten. Das schützt ihn z. B. vor Einflüssen intensiv betriebener Landwirtschaft. Das heißt: Pflanze eine Wildsträucherhecke, die ihren Namen verdient. Mische verschiedene heimische Sträucher und lass sie richtig wachsen. Wenn du ca. 4 Meter Platz in der Tiefe hast, kannst du auch einen schönen Blumensaum davor anlegen. So entsteht ein echter Lebensraum für Vielfraße.

Tipp 11: Lege Wasserstellen an

Eine naturnahe Wasserstelle ist eine Bereicherung für jeden Garten. Das wissen nicht nur Amphibien und Vögel zu schätzen, sondern auch die Bestäuber. Wenn du keinen Teich in deinem Garten anlegen kannst, helfen auch kleine Wasserstellen wie Vogeltränken oder mit Wasser gefüllte Untersetzer in der Erde. Am besten in feuchten Ecken im schattigen Gebüsch aufstellen. Sind noch Steine, Totholz, kleine Erdlöcher und kühle Mauernischen vorhanden, kommen Kröten und Co. gerne vorbei.

Extra-Tipp: Lege kleine Steine, Muscheln oder halbe Tontöpfe in die Vogeltränke, damit Insekten Ausstiegshilfen finden und nicht ertrinken.

Tipp 12: Sichere Lichtschächte und andere Fallen

Lichtschächte, Gruben, Treppenaufgänge, Teiche oder Swimmingpools können tödliche Fallen sein. Igel, Kröten, Salamander und andere Tiere können hineinfallen und kommen nicht mehr heraus. Begib dich auf die Höhe der kleinen Vielfraße und erkunde deinen Garten aus dieser Perspektive: Welche Gefahren lauern? Versuche, sie durch engmaschige Gitter, Bretter oder Ausstiegshilfen zu entschärfen.

Eine Igeltreppe hilft Igeln zurück in den Garten zu gelangen.

Zum Schluss

In dem Artikel habe ich dir 12 Tipps zur Gartengestaltung mitgebracht, die nicht nur toll anzusehen sind, sondern auch den Bestäubern und Vielfraßen helfen. Davon profitieren auch deine Gemüsebeete, denn sie maximierten die Befruchtung deiner Nutzpflanzen und minimieren den Schneckenfraß.

Hast du einzelne Tipps schon in deinem Garten umgesetzt oder möchtest sie ausprobieren? Dann teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren. Lass uns mehr Ideen wie diese austauschen und unsere Gärten zu Wohlfühl-Gärten für Tiere und Menschen machen.

Über die Autorin:

Antje hilft Gartenneulingen dabei, ihren Wohlfühlgarten insektenfreundlich und pflegeleicht zu gestalten, um ihn auch mit wenig Zeit im Griff zu haben.
Auf ihrem EmpowerYourGarden-Blog schreibt sie zu naturnaher Gartengestaltung, Wissen über heimische Pflanzen und einfache Gartenroutinen.

Du möchtest mehr erfahren? Dann profitiere von Antjes Erfahrungen ihrer Pflanzen-Fehlkäufe: Hol dir ihre No-buy-Liste der 18 Pflanzen, die du nicht in deinem Garten haben solltest. Hier gehts zu Antjes No-buy-Liste.

Du willst am liebsten direkt starten und selbst ein Beet anlegen?
Antje bietet dazu ein Online-Gruppenprogramm an: „Blumen-Power – Beetgestaltung leicht gemacht“. Darin lernst du in nur 7 Wochen, wie du ein Blumen-Beet in deinen Lieblingsfarben gestaltest. Du wählst gezielt insektenfreundliche Pflanzen aus und verstehst, warum das Beet super pflegeleicht sein wird. Hier geht’s zur Warteliste für den Onlinekurs.

Das könnte dich auch interessieren:

Eine Antwort

  1. Sehr schöner Artikel. Eher naturnahe Gärten mit viel Leben sind viel schöner als zurechtgemachte Gärten. Dafür werden auch wesentlich weniger Gartenwerkzeuge benötigt. Von Düngemitteln etc. ganz zu schweigen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert