Je voller die Fensterbänke mit Jungpflanzen stehen, umso mehr sehnen wir uns dem Moment entgegen, wenn die Jungpflanzen aus der Anzucht endlich ins Beet umziehen dürfen.
Gleichzeitig bedeutet jedes Umpflanzen für deine Pflanzen erst einmal Stress. Die Pflanze muss wieder richtig anwurzeln, die Wurzeln wurden beim aus dem Topf nehmen vielleicht etwas beschädigt oder abgerissen.
Dennoch ist das Auspflanzen auch eine Chance, deinen Gemüsepflanzen etwas Gutes zu tun und sie bestmöglich auf die Zeit im Beet vorzubereiten. Neben einem guten Timing kommt es dabei auf die Technik und evtl. ein paar guten Beigaben ins Pflanzloch an.
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Welche Gemüse wann pflanzen?
Wann die Jungpflanzen nach draußen ins Beet gepflanzt werden können, hängt von mehreren Faktoren ab. In allererster Linie davon, um welche Pflanzenart es sich handelt. Gemüse wie Kohl, Salat und auch Fenchel vertragen zum Beispiel (etwas) kühlere Temperaturen. Sie können meist schon zwischen März und April ausgepflanzt werden. Schütze sie aber ruhig noch mit einem Vlies.
Südländische Fruchtgemüse wie Tomaten, Paprika, Chili, Auberginen, Gurken und Zucchini hingegen sind ziemlich kälteempfindlich und wollen erst raus ins Beet, wenn es wirklich warm genug ist.
Wenn es Pflanzen zu kalt ist, erfrieren sie natürlich nicht sofort. Schon einige Grade vorher funktioniert aber ihr Stoffwechsel nicht mehr richtig, so dass sie Mangelerscheinungen zeigen und einen Wachstumsstopp einlegen. Bis dieser wieder überwunden ist, dauert es manchmal eine ganze Weile, so dass es sich im Zweifelsfall lohnt, die Pflanzen lieber doch noch ein paar Tage länger über Nacht wieder ins Haus zu holen.
Die Zeit zum Auspflanzen der kälteempfindlichen Gemüse wie Tomaten, Paprika usw. ist also gekommen, wenn keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind. Traditionell wird diese Zeit vom Ende der sog. Eisheiligen Mitte Mai markiert.
Bei sehr wärmeliebenden Pflanzen wie Auberginen warte ich sogar meist noch bis Anfang Juni, bis sie endgültig nach draußen dürfen.
Bevor du aber deine Pflanzen stur nach dem Kalender auspflanzt, schaue doch noch mal in die Wettervorhersage, ob in den kommenden Tagen keine Temperaturen unter 10 °C mehr zu erwarten sind und dann kannst du loslegen. Die Seite Agrarwetter finde ich dafür sehr empfehlenswert, weil beispielsweise auch die Bodentemperaturen dargestellt werden.
Wie Gemüse pflanzen?
Ich hatte schon eingangs angedeutet, dass es darauf ankommt, wie wir unsere Pflanzen auspflanzen, ob wir ihnen dabei etwas Gutes tun oder eher nicht.
Was macht „richtiges“ Auspflanzen also aus? Wir wollen beim Auspflanzen die Wurzeln schonen, die Pflanze in einer passenden Tiefe einpflanzen und ihr möglichst gute Startbedingungen in Bezug auf Wasserversorgung und Nährstoffe geben.
Die Pflanzen aufs Auspflanzen vorbereiten
Die erste Vorbereitung aufs Auspflanzen beginnt schon einige Wochen vorher mit dem Abhärten. Wenn die Pflänzchen nur bei uns in der Wohnung aufwachsen, lernen sie nicht, mit den Bedingungen draußen klarzukommen. Vor allem Sonne und Wind, aber auch die Temperaturen unter 20 °C sind völlig ungewohnt für solche „Zimmerpflanzen“.
Um also Jungpflanzen zu bekommen, die nicht sofort Sonnenbrand bekommen (kein Witz, das kann passieren), gewöhnen wir die Pflanzen Schritt für Schritt an das Sonnenlicht. Dazu stellen wir den Pflanzenkindergarten bei milden Temperaturen zunächst in den Schatten und nach und nach auch zunehmend länger in die Sonne. Ganz nebenbei gewöhnen sie sich so auch an (leichten) Wind. Der tolle Nebeneffekt: durch die Scherkräfte, die auf die Pflanzenstiele wirken, wenn der Wind die Pflanzen bewegt, werden die Stiele kräftiger und die Pflanze robuster.
Wenn es dann so weit ist, dass die Pflanzen ins Beet umziehen dürfen, wollen wir die Pflanzen so vorbereiten, dass sie möglichst wenig beschädigt werden. Wässere die Pflanzen vor dem Auspflanzen gut, sodass sie noch einmal ihre Wasserspeicher füllen können. So haben sie mehr Reserven bis sie gut angewachsen sind. Fülle dazu den Untersetzer mit Wasser und lasse die Erde sich richtig vollsaugen. Außerdem kannst du damit vermeiden, dass die Wurzeln beschädigt werden, weil die Wurzeln und die Erde nicht so fest „verpacken“ sind. Hast du mehrere Pflanzen in einem Topf gesät und musst diese trennen, kann es auch helfen, den gesamten Erdballen in etwas Wasser zu legen, nachdem du ihn aus dem Topf genommen hast. So lassen sich die Wurzeln meist ohne Beschädigung auseinander sortieren.
Wie tief soll ich mein Gemüse pflanzen?
Die richtige Pflanztiefe hängt stark von der Art des Gemüses ab.
Salat und alle Pflanzen, die eine Knolle bilden, wie Kohlrabi, Kopfkohl, Sellerie usw. sollten nicht tiefer gepflanzt werden als der ursprüngliche Wurzelballen. Andernfalls bilden sie keine/n richtigen Kopf/Knolle aus.
Mache also ein kleines Loch, so dass der Wurzelballen gerade mit der Erde abschließt, drücke ihn an und gieße dann vorsichtig, aber ausreichend an. So verbinden sich die Wurzeln gut mit der Erde und die Pflanze wächst besser an.
Bei Tomaten, Paprika und Blattkohlen ist es genau anders herum. Sie können entlang dem Stiel zusätzliche Wurzeln (sog. Adventivwurzeln) bilden, wenn dieser mit Erde in Berührung kommt. Indem wir diese Gemüse also tiefer pflanzen als zuvor, bilden sie mehr Wurzeln und können sich später so besser mit Wasser und Nährstoffen aus dem Boden versorgen. Außerdem wächst die Pflanze stabiler, wenn sie einen kürzeren Stiel hat.
Mache also ein ausreichend großes Loch (je nachdem, wie groß deine Pflanze beim Auspflanzen bereits ist), sodass du sie bis unter dem ersten Blattpaar in die Erde setzen kannst. Bei Tomaten kannst du sogar die untersten Blätter entfernen und die Pflanze schräg ins Pflanzloch setzen, um möglichst tief pflanzen zu können ohne ein riesen Loch graben zu müssen.
Was kommt ins Pflanzloch?
Das Pflanzloch ist die neue unmittelbare Umgebung unserer Pflänzchen. Indem wir dieses möglichst gut ausstatten, bieten wir den Pflanzen optimale Bedingungen für einen guten Start im Beet.
Bei Gemüsen, die besonders viele Nährstoffe benötigen (sog. Starkzehrer) wie Tomaten, Paprika, Auberginen usw. gebe ich deshalb eine Portion Nährstoffe direkt mit ins Pflanzloch. Hierfür gibt es vermutlich so viele „Rezepte“ wie Gärtnernde. Das ist meine Mischung:
- eine Handvoll organischer Dünger, wie z.B. Schafwolldünger. Er entfaltet nach und nach seine Wirkung als Langzeitdünger, wenn er von den Bodenorganismen zersetzt wird.
- eine Handvoll kleingeschnittene Brennnesseln als kurzfristiger wirkender Dünger.
- ein bisschen Urgesteinsmehl für Mineralstoffe und zur Bodenverbesserung.
- worauf meine Oma außerdem schwört: zerstoßene Eierschalen als Calciumlieferanten.
Darüber gebe ich eine dünne Schicht Erde bevor ich die Pflanze einsetze.
Große Pflanzlöcher wie bei Tomaten oder Paprika wässere ich außerdem großzügig, so dass das Wasser darin bis oben hin steht. Dann setze ich die Pflanze ein und fülle mit Erde auf. So ist die Umgebung der Pflanze (und vor allem der Wurzeln) von Anfang an gut mit Wasser versorgt.
Je besser dein Boden das Wasser halten kann, umso besser funktioniert dieses Vorgehen. Auch hierbei helfen Kompost und Schafwolle zur Bodenverbesserung.
Noch mehr Tipps für eine gute Wasserversorgung deiner Pflanzen im Beet findest du in meinem Blogartikel zur nachhaltigen Gartenbewässerung.
Das richtige Auspflanzen deiner Jungpflanzen ist also absolut kein Hexenwerk und doch lohnt es sich, auf ein paar Dinge zu achten. So ersparst du dir Frust wegen Pflanzen, die nicht wachsen wollen oder die sich nicht gut mit Wasser und Nährstoffen versorgen können und so zum Pflegefall werden, anstatt dir eine gute Ernte zu liefern.
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