Stell dir vor, du kannst das ganze Jahr leckeres Gemüse aus deinem Garten oder von deinem Balkon ernten. Selbst im Winter isst du statt wässriger Tomaten von Übersee frischgepflückten knackigen Salat, aromatischen Kohl und würzigen Postelein.
Und auch wenn das erst ein kleiner Einblick in die Welt der Wintergemüse war, gibt es neben dem leckeren Essen noch mehr gute Gründe, den Garten auch im Winter zu nutzen und Gemüse anzupflanzen.
Inhalt
Warum auch du im Winter gärtnern solltest
Eingangs habe ich ja schon ein ziemlich gutes Argument gebracht, warum es sich lohnt, auch im Winter zu gärtnern: super frisches, leckeres Essen :D.
Aber ich weiß, für manche ist das alleine noch kein ausreichender Grund. Sie sind am Ende der Saison erschöpft vom Gärtnern und Verarbeiten der Ernte und freuen sich ab November über eine Pause, bevor das neue Gartenjahr mit der Anzucht Ende Februar schon wieder anklopft.
Deshalb hier also noch mehr unschlagbare Gründe fürs Gärtnern im Winter:
- mehr Ernte: Ist ja klar, wenn du das ganze, anstatt nur das halbe Jahr gärtnerst, kannst du auch mehr ernten – einige Gemüse auch schon im Winter.
- Wachstumsvorsprung für frühere Ernte: Manche Gemüse kannst du im Winter noch nicht oder nur blattweise ernten (Salat). Sie erarbeiten sich durch den Anbau über den Winter aber einen ordentlichen Wachstumsvorsprung und können so schon deutlich früher beerntet werden. Auch das führt wieder zu mehr Ernte auf der gleichen Beetfläche.
- kein nackter Boden: Wenn wir einen gesunden Boden aufbauen wollen (das A und O eines ertragreichen Gartens), sollten wir nackten Boden vermeiden. Das verhindert zum das Auswaschen von Nährstoffen und ein Verdichten des Bodens. Wenn du im Frühjahr schließlich aberntest und die Pflanzenreste einarbeitest, tust du etwas Gutes für die Nährstoffversorgung und die Bodenlebewesen, die wichtig für einen guten Boden sind. Außerdem kühlt ein bepflanzter Boden über den Winter nicht so stark aus und bietet so bessere Startbedingungen für die Aussaaten und Pflanzungen im nächsten Frühjahr.
Kurz gesagt ist Gärtnern im Winter also einfach toll. Und das beste ist, dass es bei all diesen Vorteilen überhaupt keine Arbeit macht.
Das Märchen vom Wintergärtnern
Gärtnern im Winter ist eigentlich ein ziemlich irreführender Begriff. Es suggeriert ja, dass man tatsächlich im Winter im Garten arbeitet. Und dass man darauf nach einem anstrengendem Sommer im Garten keine Lust hat und sich auch mal auf Zeit für andere Dinge freut verstehe ich – bei aller Gartenliebe – total.
Wenn man das Wintergärtnern aber genauer betrachtet ist es ja eigentlich ein Sommer-/Herbstgärtnern. Du säst und pflanzt im Sommer und Herbst und lässt dann das Gemüse nur noch überwintern. Alles wächst, aber sehr langsam. Du kannst also immer wieder ernten, musst aber keine Ernteschwemmen und Haltbarmach-Marathons befürchten. Neu einsäen oder pflanzen musst du über den Winter nichts und Pflege benötigen die Wintergemüse auch keine. Du kannst dich einfach aufs Ernten und Essen konzentrieren.
Genau deshalb empfehle ich das Gärtnern im Winter wirklich allen, die Spaß am Gemüsegarten gefunden haben. Mir fällt wirklich kein einziger Nachteil ein und es wäre doch auch viel zu schade, unsere schönen Gärten im Winter so ganz im Grau versinken zu lassen.
Wintergemüse: wie geht das?
Dass wir jetzt alle im Winter Gemüse anbauen wollen, wäre dann jetzt wohl geklärt ;). Bleibt noch die Frage, wie das funktioniert.
Im Sommer, wenn es ans Säen und Pflanzen der Wintergemüse geht, sind deine Beete vermutlich noch mit den Sommergemüsen belegt. Dennoch kannst du nach und nach zwischen den Bestand und in die beim Ernten entstehenden Lücken Gemüse wie Rucola, Feldsalat, Asiasalat und Spinat säen. Zwischen den Fruchtgemüsen wie Tomaten, Paprika und Zucchini ist ja meist noch Platz und die frischen Aussaaten freuen sich über etwas Schatten durch die großen Pflanzen, damit der Boden bis zur Keimung nicht so schnell austrocknet.
Andere Gemüse wie Kohl solltest du vorziehen bzw. Jungpflanzen kaufen. Die kannst du dann ebenfalls zwischen das Sommergemüse oder in entstehende Lücken pflanzen.
Wenn die Sommerkulturen im Oktober bis November abgeerntet sind, kannst du die abgeernteten Pflanzen knapp über dem Boden abschneiden. So machst du Platz für das Wintergemüse, ohne es zu beschädigen.
Wintergemüse vorziehen
Im Frühjahr ist das Thema Anzucht in aller Munde. Wie gesagt, sollten auch einige der Wintergemüse vorgezogen werden. Das schöne an der Anzucht im Sommer ist aber, es ist viel entspannter als im Frühjahr.
Du musst nicht die Wohnung mit Töpfen vollstellen, sondern kannst die Anzucht nach draußen verlagern, z.B. auf den Balkon oder die Terrasse. Die große Herausforderung, dass deinen Pflanzen ausreichend Licht fehlt bei zu viel Heizungswärme entfällt auch. Das ist schließlich bei der Anzucht im Frühjahr der häufigste Grund für dünne, schwache Pflanzen. (Lies hier, wie es mit der Anzucht im Frühling trotzdem klappt)
Dennoch darfst du auch bei der Anzucht im Sommer auf ein paar wenige Dinge achten:
- Die Erde darf bis zur Keimung nicht austrocknen. Kontrolliere täglich.
- Kohlweißlinge legen gerne ihre Eier auf jegliche Kohlgewächse – auch auf die zarten Jungpflanzen. Entweder du schützt sie von Anfang an mit einem Netz oder du kontrollierst täglich auf Eier. Der Kahlfraß ist nämlich mindestens großer Stress, wenn nicht das Ende für die kleinen Pflänzchen.
Alles in allem ist die Anzucht der Wintergemüse im Vergleich zum Frühjahr also wirklich ein Selbstläufer.
Welches Gemüse du im Winter anbauen kannst
An was denkst du bei Wintergemüse? Wahrscheinlich zuerst an (Grün-, Rosen-) Kohl und Feldsalat.
Was für mich außerdem unbedingt dazugehört, ist „normaler“ Salat. Also Kopfsalat und Endiviensalat. Es gibt besonders frostharte Sorten, die ungeschützt den ganzen Winter über im Beet stehen können. Schon im Winter kannst du den Salat wie Pflücksalat beernten und er wächst immer wieder nach (wenn auch ziemlich langsam).
Ergänzt mit Asiasalaten, Winterpostelein und Feldsalat steht dir im Winter eine richtig bunte Auswahl frischer Salate zur Verfügung. Salat ist also eine tolle Möglichkeit, dich das ganze Jahr über mit Gemüse aus dem Garten oder vom Balkon zu versorgen und sollte darum in keinem Gemüsegarten fehlen.
Aber es gibt natürlich eine noch deutlich größere Auswahl an Gemüsen für den Anbau im Herbst und Winter. Achte bei der Auswahl der Sorte darauf, dass diese auch wirklich für den späten Anbau geeignet ist.
Aussaat und Pflanzen im Juli
Säen im Juli
- Asiasalat
- Karotten
- Mai-/Herbstrübchen
- Hirschhornwegerich
- Radieschen
- Rettich
- Rucola
- Salat
- Spinat
Vorziehen im Juli
- Brokkoli
- Fenchel
- Grünkohl
- Kolrabi
- Pak Choi
- Salate
Pflanzen im Juli
- Blumenkohl
- Brokkoli
- Fenchel
- Grünkohl
- Kolrabi
- Lauch
- Salate
- Weißkohl
Aussaat und Pflanzen im August
Säen im August
- Feldsalat
- Mai-/Herbstrübchen
- Hirschhornwegerich
- Radieschen
- Rettich
- Spinat
- Stielmus/Rübstiel
- Winterpostelein
Vorziehen im August
- Salate
Pflanzen im August
- Blumenkohl
- Brokkoli
- Fenchel
- Kohlrabi
- Pak Choi
- Salat
- Weißkohl
Aussaat und Pflanzen im September
Säen im September
- Asiasalate
- Feldsalat
- Rettich
- Spinat
- Stielmus/Rübstiel
- Winterpostelein
Pflanzen im September
- Knoblauch
- Wintersteckzwiebeln
- Wintersalate
Aussaat und Pflanzen im Oktober
Selbst im Oktober, der für manche ja der Zeitpunkt ist, um den Garten einzumotten über den Winter, ist noch ein bisschen Aussaat und pflanzen möglich.
Säen im Oktober
- Feldsalat
- Asiasalat
Pflanzen im Oktober
- Knoblauch
- Wintersteckzwiebeln
Na, was möchtest du diesen Winter ernten?
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