Möchtest du wissen, wo dein Essen herkommt und wünschst dir ein nachhaltigeres Leben?
Suchst du einen Ausgleich zum Alltag zwischen Schreibtisch, Haushalt und ganz normalem (Familien-) Wahnsinn? Am besten in der Natur und mit Bewegung? Etwas das dich erdet?
Dann willst du sicher dein eigenes Gemüse anbauen!
Und wenn dich gefühlt noch 1000 Fragen von deiner ersten Ernte trennen, bist du hier genau richtig. In dieser Anleitung zeige ich dir die 5 Schritte, die dich von deinem zukünftigen anfängerfreundlichen Gemüsegarten trennen.
Inhalt
Schritt 1: Pflegeleichte Gemüse
Noch bevor du anfängst, im Garten zu graben und Beete anzulegen, wähle aus, welche Gemüse du anbauen möchtest. Wahrscheinlich würdest du in deiner anfänglichen Euphorie am liebsten all deine Lieblingsgemüse anbauen, das ging mir genau so. Aber glaube mir, es lohnt sich, für dein erstes Gemüsegartenjahr eine kleine aber feine Auswahl zu treffen.
Zum einen kann es dich schnell überfordern, wenn du dich um allerlei Pflanzen mit den unterschiedlichsten Ansprüchen kümmern musst, während du eigentlich noch damit beschäftigt bist, die Basics (säen, pflanzen, pflegen) zu lernen. Zum anderen gibt es Gemüse, die sich einfacher anbauen lassen als andere. Es wäre aber wirklich schade, wenn dir eine zu große oder falsche Auswahl an Gemüsesorten die Freude am Gärtnern gleich wieder vermiest.
Wähle also lieber bewusst aus, welches Gemüse du pflanzen möchtest und starte mit
- Lieblingsgemüse.
Wenn dir dein angebautes Gemüse nicht schmeckt, wirst du auch an der schönsten Ernte keine Freude haben.
Natürlich kann selbst angebautes Gemüse auch eine gute Gelegenheit sein, selten verwendete Gemüse mehr in deinen Speiseplan einzubauen. Aber für dein erstes Jahr darfst du ruhig bei deinem Lieblingsgemüse bleiben. - einer kleinen Auswahl an Gemüsen.
Mit wenigen Pflanzen und wenigen verschiedenen Sorten mit unterschiedlichen Ansprüchen kannst du dich darauf konzentrieren, die Grundlagen zu lernen.
Nimm einfach in den kommenden Jahren jedes Jahr etwas Neues dazu, wenn dir ein Gemüse fehlt. - anfängerfreundlichen pflegeleichten Gemüsen.
Das sind die Gemüse, die gut wachsen, nicht viel Pflege benötigen und einen guten Ertrag bringen.
Solche Gemüse sind übrigens eine gute Basis für jeden Gemüsegarten, nicht nur am Anfang.
Schritt 2: Gemüsebeet anlegen – eine Anleitung
Wenn du ein Gemüsebeet neu anlegen möchtest, darfst du gleich zu Beginn ein paar grundlegende Entscheidungen treffen. Mit der Wahl des passenden Standortes und der für dich besten Beetform (Hochbeet oder Bodenbeet) legst du schon die ersten Grundlagen für deinen erfolgreichen Gemüsegarten.
Der richtige Standort für dein Gemüsebeet
Vor allem wenn du das Glück eines größeren Gartens hast, stellt sich die Frage nach einem geeigneten Standort für dein Gemüsebeet. Wähle für dein Gemüsebeet einen Standort, der sonnig und windgeschützt, aber nicht völlig windstill ist.
Außerdem ist es praktisch, wenn du dir von Anfang an kurze Wege einplanst. Positioniere dein Gemüsebeet dazu
- in der Nähe des Komposts:
So kannst du den fertigen Kompost am bequemsten dahin bringen, wo du ihn brauchst – nämlich zu deinen Pflanzen. - gut vom Haus bzw. der Küche zu erreichen:
So kannst du deinen Gemüsegarten optimal nutzen und auch mal schnell etwas fürs Kochen ernten.
Die Beetform: Hochbeet oder Beet am Boden?
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten ein Beet anzulegen. Zu den häufigsten gehören die klassischen Beete am Boden, Kastenbeete und Hochbeete. Bei der Entscheidung zwischen gibt es kein richtig oder falsch. Vielmehr geht es dabei darum, was zu dir und deinem Garten passt. Außerdem kannst du die verschiedenen Beetformen in deinen Garten kombinieren und so von allen Vorteilen.
Im Folgenden habe ich jeweils die Vor- und Nachteile gegenübergestellt. So kannst du dich leichter für die für dich passende Beetform entscheiden.
Beet am Boden
+ | – |
mit sehr wenig Material und Geld umsetzbar | nur im Garten möglich |
leicht erweiterbar | gebückte Arbeitshaltung |
fast ohne gießen möglich, da sich die Pflanzen Wasser aus tieferen Bodenschichten erschließen können |
Kastenbeet
+ | – |
als Baumaterial kann Restholz verwendet werden, daurch sehr günstig möglich | viel Substrat nötig, das ggf. gekauft werden muss |
leicht erweiterbar | nur im Garten möglich |
fast ohne gießen möglich, da sich die Pflanzen Wasser aus tieferen Bodenschichten erschließen können | gebückte Arbeitshaltung |
Hochbeet
+ | – |
angenehme Arbeitshöhe | Baumaterial nötig / teuer zu kaufen |
funktioniert auch auf Terrasse und ggf. Balkon (Gewicht beachten) | viel Material zum Füllen nötig (Tipp: im Herbst anlegen) |
gute Nährstoffversorgung | muss regelmäßig aufgefüllt/nachgefüllt werden |
mehr Gießen nötig |
Schritt für Schritt: Gemüsebeet anlegen für Anfänger
Ein Hochbeet anlegen
Bei Hochbeeten ist die Frage, wie das Anlegen des Beets funktioniert, relativ einfach zu beantworten. Vorausgesetzt du hast das “Gerüst” – ob gekauft oder selbst gebaut, wird die Füllung nach einer bestimmten Methode geschichtet. Kurz zusammengefasst wird von unten nach oben von grobem zu feinem Material eingefüllt.
- Ganz nach unten kommen Äste und Grünschnitt, weshalb es sich anbietet, ein Hochbeet im Herbst aufzustellen und dann über den Winter mit dem anfallenden Grünschnitt zu befüllen.
- Es folgen bspw. Grassoden, die von einem anderen neuen Beet stammen können (s.u.) oder die du unter deinem neuen Hochbeet abstechen kannst.
- Darüber können Laub und unreifer Kompost oder Mist ins Hochbeet geschichtet werden.
- Die oberste Schicht bildet schließlich das Material, in das du später pflanzen möchtest, also reifer Kompost oder eine Pflanz- oder Gemüseerde oder guter Mutterboden.
Da die Füllung nach dem Füllen noch einmal absinkt, wenn sich das Füllmaterial durch sein Eigengewicht verdichtet, kannst du einige Wochen vor dem Aussäen oder Auspflanzen dein Beet füllen und kurz vorher noch einmal mit Erde auffüllen.
Bei Beeten am Boden stellt sich eher die Frage, was die “richtige” Methode ist, um das Beet anzulegen. Hier gibt es verschiedene Ansätze (man könnte auch sagen Philosphien oder sogar Weltanschauungen), aber auch hier gibt es ehrlicher Weise nicht DIE eine richtige Methode. Darum stelle ich dir auch hier zwei mögliche Methoden vor.
Beete anlegen ohne Umgraben
- Rasenfläche abstecken & Beetumrandung anbringen
- ggf. eine Schicht Laub aufbringen, um Gras und Beikräuter zusätzlich zu unterdrücken
- 20-30 cm hoch reifen Kompost oder torffreie Pflanzerde aufschütten
- säen
- Vorteile: relativ schnell & einfach, ab dem ersten Jahr guter Boden
- Nachteile: teuer, außer du hast ausreichend eigenen reifen Kompost oder guten Mutterboden
Hinweis: Diese Methode der Beete ohne Umgraben wird häufig so durchgeführt, dass Pappe ausgelegt wird, um die Unkräuter und Beikräuter, die vorher an dieser Stelle wuchsen, zu unterdrücken.
Die Pappe verrottet mit der Zeit und behindert so das Pflanzenwachstum nicht.
Das Problem an Pappe – auch der unbedruckten – ist aber, dass diese mit vielen Chemikalien hergestellt wird. Wenn die Pappe in bzw. unter unseren Beeten verrottet, gelangen diese Chemikalien in den Boden.
Da das meinem Verständnis von Gärtnern im Einklang mit der Natur widerspricht, rate ich davon ab, Pappe zum Anlegen deiner Beete zu benutzen und es funktioniert auch gut ohne.
Beete anlegen mit Umgraben
- Beet abstecken
- Grasnarbe abtragen
- oberste 30 cm umgraben und hacken
- ggf. reifen Kompost einarbeiten
- säen
- Vorteile: keine zusätzlichen Kosten
- Nachteile: viel Arbeit, die Bodenschichtung wird durcheinander gebracht (nicht so gut für die wertvollen Bodenlebewesen)
Schritt 3: Gemüse säen und vorziehen
Es gibt Gemüse, die du direkt ins Beet säst und die dann quasi von alleine wachsen. Ein paar findest du in meiner Liste mit Anfängergemüsen (siehe Schritt 1).
Manche Gemüse mögen es warm, aber brauchen ein bisschen länger zum Wachsen. Ihnen genügen unsere kurzen Sommer nicht, um ausreichend zu wachsen und Früchte auszubilden. Deshalb dürfen sie drinnen im Warmen keimen und wachsen, bis es draußen warm genug ist. Dann werden die Pflanzen mit deutlichem Wachstumsvorteil ins Beet gesetzt.
Am Anfang kaufst du von diesen wärmeliebenden Gemüsen am besten Jungpflanzen. Wenn du etwas geübter bist, kannst du die Pflanzen auch selbst im Haus vorziehen. Beginne auch dann als Gartenneuling am besten mit nur 1-2 Gemüsen, die du selbst vorziehst und konzentriere dich voll darauf. Wenn es gut klappt, nimmst du beim nächsten Mal ein paar weitere Gemüse dazu.
Schritt 4: Die richtige Pflege für deine Gemüsepflanzen
Damit deine Gemüsepflanzen sich gut entwickeln und dir eine reiche Ernte bescheren können, brauchen sie deine Hilfe. Das bedeutet nicht, dass du sie ständig betüddeln musst. Ganz im Gegenteil. Pflanzen können sich eigentlich ziemlich gut um sich selbst kümmern – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Weil unsere Gemüsepflanzen aber nun mal nicht unbedingt an ihrem perfekten Standort stehen, sondern eben da, wo wir sie hingepflanzt haben, dürfen wir sie ein bisschen unterstützen.
Unsere Pflanzen benötigen in erster Linie ausreichend Wasser und Nährstoffe, um gut wachsen zu können. Unsere Aufgabe ist es also, ihnen diese in Form von Gießen und Dünger zur Verfügung zu stellen, wenn nicht (mehr) ausreichend da ist.
Die Herausforderung dabei ist, dass verschiedene Gemüse unterschiedlich viele Nährstoffe benötigen. Während zum Beispiel Tomaten sehr hungrig sind (sog. Starkzehrer), musst du deinen Salat nicht düngen, damit er kräftig wächst.
Auch der Wasserbedarf der verschiedenen Pflanzen ist unterschiedlich. Noch viel mehr kommt es hierbei aber darauf an, wo die Pflanze wächst. Im Bodenbeet kann sich eine Pflanze durch die Ausbildung tieferer Wurzeln auch Wasser aus tieferen Bodenschichten erschließen. Im Hochbeet oder im Kübel hat sie diese Möglichkeit nicht. Noch dazu erwärmen sich Pflanzgefäße durch die Sonneneinstrahlung, wodurch die Erde zusätzlich austrocknet. Deshalb ist das richtige Gießen von großer Bedeutung, um unsere Pflanzen gesund zu halten. Weil es so wichtig ist, habe ich dem Thema richtige Bewässerung deiner Gemüsebeete einen eigenen Blogartikel gewidmet.
Neben dem Gießen und ggf. Düngen brauchen die Anfängergemüse kaum Pflege. Regelmäßiges Ernten ist zum Beispiel bei Bohnen und Erbsen schon die beste Maßnahme, die du für einen reichen Ertrag tun kannst.
Schritt 5: Feiere deine (erste) Ernte
Ein wichtiger Schritt, den wir gerade im ersten Gemüsegartenjahr (aber auch später) nicht vergessen sollten: wir dürfen uns immer wieder so richtig über unsere Ernte freuen, stolz darauf sein und sie schließlich mit besonders viel Genuss essen. Schließlich ist dieses super leckere Bio-Gemüse einer der Gründe, weswegen wir das alles machen.
Ok, vielleicht auch, weil Gärtnern einfach so wunderbar entspannend und erdend ist und im Dreck buddeln auch als Erwachsener noch glücklich macht.
Mit dem Feiern der kleinen und großen Erfolge dürfen wir aber auch schon lange vor der Ernte anfangen. Lasst uns gerade am Anfang jedes gekeimte Pflänzchen feiern und jedes entfaltete Blattpaar bewundern.
Ich weiß, dass sich am Anfang all die Erklärungen, erst einmal ganz schön kompliziert anhören können.
Trau dich trotzdem, gärtnere los und entdecke das Glück von selbst angebautem Gemüse.
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